Der Allrounder Paul
Die Zimmerei, in der Paul über ein Vierteljahrhundert tätig war, schloss vor einigen Jahren plötzlich ihre Tore. Mittlerweile ist der Oberspisser Bauer froh darüber. Er arbeitet zwar wieder in Teilzeit, kann sich nun aber vermehrt seinem Hof mit den Bäumen, Schafen und Pfauen widmen. Aber nicht nur dem: auch der Imkerei, dem Flechten, Drechseln und Spinnen sowie seiner Mühle und den Trockenmauern.
Seine Hofmühle hat er selbst gebaut. „Für den Mühlstein musste ich einen alten Mann aus dem Pustertal lange beknien. Er war einer der Letzten seines Fachs.“ Paul mahlt hier das selbst angebaute Getreide für seinen Eigenbedarf und für die Kühe.
Wenn Bäume und Wiesen blühen, setze ich mich vor das Flugloch meiner Bienenkästen, beobachte das summende Chaos und entdecke eine faszinierende Ordnung.
Paul Spisser
Der Lajener Bauer sichert alte Baumstümpfe, damit Insekten im Totholz einen Unterschlupf und Vögel einen Platz zum Nisten finden. Im Sommer beobachtet Paul die Kaulquappen in seinem kleinen Naturteich und die Ringelnattern, die sich dort Jahr für Jahr in der Sonne aalen.
Paul pflanzt gerne verschiedenste Bäume an, denn für die Vielfalt tut er einiges. Als Mitglied des Sortengartens Südtirol schätzt er alte Sorten und lokales Obst, lässt Sämlinge auf den Böschungen stehen und veredelt sie. Vor allem Aprikosen haben es ihm angetan.
Je kleiner der Kreislauf, umso lieber. Je mehr Zeit für den Hof, umso besser.
Paul drechselt, seit er denken kann. Die Liebe dafür hat er von seinem Vater geerbt. Vor Kurzem besuchte Paul auch die Winterschule im Ultental, wo er das Spinnen und Flechten von alten Bauern lernte. Das Spinnrad hatte er schon vor langer Zeit vom Dachboden geholt und repariert. Vor seinem Stall sind speziell geformte Äste aufgereiht. „Die werde ich als Korbhalter oder Türöffner einsetzen“, freut er sich. Auch zum Flechten will er lieber heimische Haselnuss verwenden als importierte Weiden.
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